Windpferd-Verlag, ca. 120 Seiten, kartoniert, mit zahlreichen Abbildungen, 2. Auflage EUR 9,90.
Dieses Buch informiert umfassend über Geschichte und Anwendung des vielleicht faszinierensten Naturheilmittel Chinas, des "Pilzes der Langlebigkeit, der einst nur den Kaisern, Alchemisten und hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten war.
Aber auch Gletschermann „Ötzi“ wußte schon: Manche Pilze dienen nicht nur zur Nahrung, sondern sie besitzen auch heilende Wirkungen. Aktuelle gerichtsmedizinische Untersuchungen haben nämlich gezeigt, daß der prähistorische Alpenbewohner zu Lebzeiten unter Peitschenwürmern litt. Sie können Durchfall und empfindliche Leibschmerzen hervorrufen. Man ist sich mittlerweile sicher, daß „Ötzi“ die Pilze, die neben seiner Mumie gefunden wurden, sogenannte Birkensporlinge, zur Bekämpfung dieser Parasiten einsetzte. Auch die heilige Hildegard von Bingen beschrieb im Mittelalter die heilsamen Wirkungen bestimmter Baumpilze: „Die auf lebenden und gefällten Bäumen wachsenden Pilze sind ziemlich geeignet, für den Genuß und bisweilen auch für die Medizin. Die vom Nußbaum helfen gegen Würmer, die von der Buche gegen erkälteten und verschleimten Magen, die von der Weide gegen Lungen - und Milzleiden sowie gegen den Schleier vor den Augen, die von dem Birnbaum sind gut gegen den Grind.“
Trotzdem hat sich in unseren Breitengraden die Verwendung von Heilpilzen (außer in Form von Penicillin) nie wirklich durchsetzen können. Völlig anders sieht die Situation im asiatischen Raum aus. Dort verwendet man seit Menschengedenken ganz selbstverständlich eine Vielzahl von medizinisch wirksamen Pilzen, und das mit großem Erfolg.
Der wichtigste davon ist der sogenannte Ling Zhi oder Reishi (Ganoderma lucidum, Glänzender Lackporling), ein legendäres Gewächs, das seit 4000 Jahren als eines der potentesten asiatischen Naturheilmittel überhaupt gilt. Der Pilz sieht sehr auffällig aus. Er besitzt normalerweise eine nierenähnliche Form, und seine Oberfläche glänzt, als wäre sie künstlich mit Lack überzogen worden. Je nachdem, unter welchem Bedingungen er aufgewachsen ist, kann er aber ganz unterschiedliche äußere Gestalten annehmen. Am begehrtesten waren früher Exemplare, die Ähnlichkeit mit einem Hirschgeweih besitzen. Für derartige „Geweihpilze“ wurden einst horrende Summen gezahlt. Wenn Ling Zhi getrocknet wird, verholzt er und behält seine ursprüngliche Form bei. Er besitzt dann eine Konsistenz, die an Kork erinnert, hat einen leicht bitteren Geschmack und verströmt einen gewürzhaften, angenehmen Geruch.
In den klassischen Texten der chinesischen Medizin ist immer wieder von 120 besonders wirksamen Pflanzen die Rede, die als extrem kostbar und heilkräftig gelten. Über diese Medizinaldrogen, zu denen auch der bekannte Ginseng zählt, heißt es in dem ältesten Kräuterbuch Chinas: „Von der oberen Klasse der Heilmittel gibt es einhundertundzwanzig Arten, deren Aufgabe es ist, wie Könige zu herrschen. Sie erhalten die menschliche Natur und gleichen dem Himmel. Sie sind nicht giftig, ganz egal, in welcher Menge und Dauer sie auch genommen werden. Willst du deinem Körper Erleichterung verschaffen und deine Kräfte stärken, und willst du lange leben ohne zu altern, so nutze diese Mittel!“
An erster Stelle der „Kräuter der Götter“ - noch vor dem Ginseng - steht der Ling Zhi, auch wenn Pilze im botanischen Sinne strenggenommen nicht als Pflanzen klassifiziert werden.. Der chinesische Name wird meistens mit „Göttlicher Pilz der Unsterblichkeit“ übersetzt. Eine der Wirkungen, die Ling Zhi nachgesagt werden, besteht nämlich darin, den Alterungsprozeß und die damit verbundenen Folgen zu verlangsamen. Der Pilz und Produkte daraus werden von der gesamten chinesischen Führungsriege täglich eingenommen. Angeblich ist das der Grund für deren sprichwörtliche Langlebigkeit. In einem alten japanischen Text heißt es dementsprechend zum Thema Ling Zhi: „Wenn du ihn regelmäßig ist, wird er deinen Körper erfrischen und das Altern aufhalten. Er wird dein Leben verlängern, und du wirst einer der legendären Zauberer werden.“
Da der Pilz in der Natur recht selten vorkommt, ranken sich in den asiatischen Ländern zahlreiche Legenden um dieses Gewächs. Früher war er teurer als Gold, und chinesische Kaiser sandten den Sagen zufolge ganze Flotten aus, um Ling Zhi zu suchen. Sie besangen seine Kräfte in Gedichten und ließen rauschende Feste feiern, wenn sie seiner habhaft wurden. Ling Zhi zu finden galt stets als gutes Omen. Der Pilz wurde nicht nur als Medizin gebraucht, sondern auch als Talisman getragen und in taoistischen Zirkeln als Symbol der Unsterblichkeit verwendet. Er sollte sogar in der Lage sein, Tote zum Leben zu erwecken. Man hängte ihn über die Türschwelle oder über das Bett, um Dämonen und böse Geister zu vertreiben. Manche, die so glücklich waren, ihn zu entdecken, trugen ihn stets bei sich, in der Hoffnung, damit Unheil abzuwehren und das Glück anzuziehen. In Japan galt er sogar zeitweilig als die wertvollste Mitgift, die eine Braut mit in die Ehe bringen konnte. Noch heute erinnern zahlreiche Darstellungen in der asiatischen Kunst an die Wertschätzung, die dem Pilz über Generationen hinweg entgegengebracht wurde.
Zu Heilzwecken fand Ling Zhi früher nur in absoluten Notfällen Verwendung, nämlich dann, wenn andere Mittel sich als unwirksam erwiesen hatten. Zu groß war die Angst, den kostbaren Pilz wegen einer Kleinigkeit zu verschwenden. Neben dem angeblich verjüngenden Effekt sind es jedoch in erster Linie die zahlreichen überlieferten Heilwirkungen, die den Ling Zhi auch für die moderne Wissenschaft interessant gemacht haben. Die immense Vielfalt, für die der Pilz Anwendung findet, ist tatsächlich verblüffend. Auf den ersten Blick mag die Aufzählung völlig übertrieben erscheinen, wie eine Fortsetzung der Mythen und Legenden, die sich um den „göttlichen Pilz der Unsterblichkeit“ gebildet haben. Tatsächlich sind jedoch die meisten Anwendungsgebiete nicht nur innerhalb der TCM verbürgt, sondern sie wurden auch durch neueste Forschungen weitgehend bestätigt. Auch wenn Ling Zhi mit Sicherheit kein Wundermittel ist, hat er sich sowohl vorbeugend als auch therapeutisch wirksam erwiesen bei folgenden Indikationen: Zur Stärkung des Immunsystems; zur Vorbeugung und Nachsorge bei Krebs und anderen Tumorerkrankungen; zur Entgiftung des gesamten Organismus; gegen Bluthochdruck; gegen Diabetes; gegen Allergien und Asthma; zur Kräftigung des Organismus während der Rekonvaleszenzzeit; zur Herzstärkung sowie gegen Herzkranzgefäßbeschwerden und Herzrhythmusstörungen; gegen Angina Pectoris; zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt; bei Akne, schlecht heilenden Wunden und Geschwüren; gegen Höhenkrankheit; bei Gelenkschwäche und gegen Arthritis; gegen Rheuma und andere Gelenkentzündungen; zum Abmildern der Nebenwirkungen verschiedener Medikamente und Therapieformen, unter anderem bei Chemotherapie und Bestrahlung; gegen Thrombosegefahr; zur Leberstärkung und gegen Leberentzündungen und Fettleber; gegen Schlaflosigkeit; gegen Angstzustände und Depressionen; gegen Entzündungen der Bauchspeicheldrüse; als Aphrodisiakum für Mann und Frau; gegen Wechseljahresbeschwerden; zur körperlichen Leistungssteigerung, z.B. beim Sport; gegen chronische Bronchitis und Lungenemphyseme; gegen Magen - und Zwölffingerdarmgeschwüre; zur allgemeinen Kräftigung; Anregung und Tonisierung; zur Vorbeugung und Linderung altersbedingter Beschwerden; als Zusatz für pflegende Kosmetika; bei Schmetterlingsflechte ( Lupus erythematodes); gegen Sklerodermie; als mildes Mittel gegen Verstopfung; zur Beruhigung bei Magenkatarrh; gegen Autoaggressionskrankheit (Dermatomyositis); gegen Migräne.
Es mag erstaunen, daß ein Naturheilmittel mit einem derartig weitgefächerten Anwendungsspektrum nicht schon längst im Westen bekannt ist, während allein in Japan derzeit jährlich mehr als 770 Millionen US-Dollar mit Produkten aus Ling Zhi und anderen Heilpilzen umgesetzt werden. Dafür gibt es jedoch eine einfache Erklärung: Bis vor relativ kurzer Zeit war Ling Zhi nur begrenzt verfügbar. Seit es jedoch gelungen ist, ihn professionell und in großem Rahmen zu züchten, kann man einen geradezu explosionshaften Anstieg wissenschaftlicher Untersuchungen über dieses traditionelle Heilmittel beobachten, besonders in China uns Japan. Dabei wurde auch unter strengen klinischen Bedingungen nachgewiesen, daß die meisten überlieferten Wirkungen des Pilzes auf Tatsachen beruhen. Insbesondere den antikarzinogenen Effekten wird dabei große Aufmerksamkeit geschenkt. Es konnte nämlich in zahlreichen großangelegten Studien dokumentiert werden, daß Ling Zhi direkte tumorhemmende Eigenschaften besitzt. Produkte aus dem Pilz werden daher offiziell an japanischen Kliniken zur Nachbehandlung von Krebspatienten eingesetzt, nicht zuletzt, um die Nebenwirkungen von Chemotherapie und Bestrahlung zu mildern. Aber auch in anderen Bereichen, ganz besonders bei der Therapie von Herz - Kreislauferkrankungen, Asthma, Allergien, Leberbeschwerden, Gelenkentzündungen und Schlaflosigkeit hat sich Ling Zhi einen Namen gemacht. Er vermindert schädliche Blutfette und erhöht die Anzahl von weißen und roten Blutkörperchen. Überdies finden sich im Pilz Substanzen, die in der Lage sind, schädliche freie Radikale zu neutralisieren. Wegen dieser Vielzahl der Anwendungsgebiete wird Ling Zhi nicht nur bei der Behandlung bereits bestehender Krankheiten verwendet, sondern ganz besonders zur Prävention. In Asien ist er daher eines der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel überhaupt. Auch Haustiere profitieren von seinen heilenden und vorbeugenden Wirkungen. Eines steht nämlich fest: Der Pilz ist absolut ungiftig. Er kann zeitlich unbegrenzt und selbst in immensen Dosen konsumiert werden. Es ist jedoch keineswegs nötig, täglich große Mengen Ling Zhi einzunehmen. Bereits Gaben von nur 0,5 - 1 g Pilzmaterial täglich reichen zur Nahrungsergänzung vollkommen aus. Bei bestehenden Krankheiten nimmt man Ling Zhi nicht nur in purer Form ein, sondern auch als Teemischung zusammen mit anderen Pflanzen. So wird der bittere Geschmack des Pilzes gedämpft, und es entsteht ein synergetischer Effekt.
Ling Zhi wird in asiatischen Lebensmittelgeschäften meistens in Kapseln oder als Tee angeboten. Beide Darreichungsformen besitzen jedoch Nachteile. Reiner Ling Zhi - Tee ist sehr bitter und nicht unbedingt wohlschmeckend. Bei Kapseln wiederum ist nicht unbedingt gewährleistet, daß sie auch ausreichend Wirkstoffe enthalten. Bewährt hat sich daher die Einnahme in Form von Pilzschrot, von dem man täglich einen gestrichenen Teelöffel zusammen mit etwas Flüssigkeit einnimmt. Auch zur äußerlichen Anwendung eignet sich Schrot sehr gut. Eine Abkochung daraus läßt sich beispielsweise als pflegende und regenerierende Gesichtsmaske verwenden.
Wegen der harten Zelluloseschale des Pilzes ist es sehr wichtig, daß das Schrot nicht einfach nur zerkleinert wurde, sondern daß man es zusätzlich noch hoch aufgeschlossen hat, damit der Körper die Wirkstoffe des Ling Zhi auch optimal aufnehmen kann. Nur speziell aufgeschlossenes Pilzschrot ist wirklich empfehlenswert, im Gegensatz zu billigem Pilzklein, das zuweilen angeboten wird. Zu fein darf Ling Zhi ebenfalls nicht gemahlen sein, weil sonst beim Zerkleinerungsvorgang zu große Hitze entsteht, die viele Inhaltsstoffe zerstören kann! Außerdem zersetzen sich wichtige Wirkstoffe sehr schnell, wenn das Ausgangsmaterial zu stark zerkleinert wurde. Der Ganodermapilz besitzt nämlich eine immense Vielzahl an hochaktiven Substanzen. Besonders wichtig sind die sogenannten Polysaccharide. Das sind langkettige Zuckermoleküle, die eine starke immunstabilisierende Wirkung besitzen. So wirkt Ling Zhi direkt auf das Immunsystem ein kurbelt es dort an, wo es zu schwach ist, um möglichen Krankheiten bereits im Vorfeld zu begegnen. Bei Menschen, die unter zu starken Immunantworten leiden, z.B. bei Allergikern, dämpft er jedoch diese überschießenden Reaktionen. Verantwortlich für diesen Effekt sind unter anderem die sogenannten „Ganodermiksäuren“. Sie helfen nämlich nicht nur bei Leberinsuffizienz, Bluthochdruck und zu hohen Cholesterinwerten, sondern sie hemmen auch ganz gezielt die Histaminausschüttung, die für viele allergische Reaktionen verantwortlich ist. Daneben enthält der Pilz noch hunderte anderer wertvoller Substanzen, die noch längst nicht alle erforscht sind. Ihr ausgewogenes Zusammenspiel macht Ling Zhi zu einem einzigartigen Naturheilmittel und vermutlich zum wichtigsten Heilpilz überhaupt. Er ist noch wesentlich effektiver als beispielsweise der bekannte Shiitake, der im Osten ebenfalls sehr beliebt ist.
Ling Zhi sorgt auf sanfte Weise für eine Harmonisierung des gesamten Organismus. Yin und Yang werden ausbalanciert, und das ist der Grund, weshalb ihn auch viele Meditationspraktiker schätzen. Der „heilige Pilz“ soll ihnen durch seine moderierende Wirkung dabei helfen, die innere Sammlung zu unterstützen.